Spiritualität UND Psychotherapie, können sich auf gewinnbringende Weise ergänzen, wenn wir lernen, diese verhältnismäßig zu nutzen. Die moderne Psychotherapie eröffnet ohnehin selbst nicht selten den Zugang zur transpersonalen Dimension des Lebens. Denn spätestens, wenn sich Klienten mit Schicksalsschlägen oder Trauma befassen müssen, wird über kurz oder lang auch die Sinnfrage auftauchen und damit dessen gesamte Weltanschauung Antworten erfordern. Dabei kommt entweder implizit oder explizit die Frage nach einer transpersonalen Dimension auf und sollte durch einen Therapeuten auf verantwortungsvolle Weise integriert werden können. Carl Gustav Jung war damals auch hier ein Pionier!
Das Erleben eines Traumas führt automatisch an spirituelle Fragen heran – ein nachvollziehbarer menschlicher Prozess, den man zum Beispiel in der spirituellen Szene als dunkle Nacht der Seele bezeichnet, bei welchem wir Sinn, Selbstwahrnehmung und viele weitere Punkte auf den Prüfstand stellen. Und obgleich die verschiedenen Lehren und Praktiken gute Antworten hierzu geben können, kann vor allem die Arbeit in der Praxis für Psychotherapie ein goldener Schlüssel sein, diese Realitäten zu einem vervollkommneten Lebensbild zusammenzufügen. Ohnehin kommt das Wort psychē aus dem griechischen und bedeutet nicht weniger als: Seele! Wir brauchen ein neues Verständnis von innerseelischen Prozessen und müssen die Psychotherapie, das sehen wir klar in der gesellschaftlichen Entwicklung, mehr um die spirituelle Komponente ausweiten. Um Menschen auch über die Bereiche hinaus, derentwegen sie sich in Therapie begeben, einen Ort zu bieten, an welchem mit Verantwortung und Weisheit auf die metaphysischen Fragen des Er-Lebens eingegangen wird.
Es ist wichtig, immer wieder einmal zu hinterfragen, welche Tendenz man gerade mehr lebt und sich zu vergegenwärtigen, dass echte Spiritualität sowieso eine lebenslange Reise – und kein Aufenthaltsort – ist. Aus Selbstsabotage und schönem Schein lieber reale Bewusstwerdung kultivieren. Diese besteht auch darin, die spirituellen Praktiken und Erfahrungen irgendwann auf gesunde und ausgewogene Weise in das tägliche Leben zu integrieren. Sie verläuft parallel zum realen, eigentlichen Lebensprozess.
Falls Sie glauben, möglicherweise Spiritual Bypassing zu betreiben, kann es nützlich sein, sich psychotherapeutischen Rat einzuholen. Denn mindestens eines haben beide gemeinsam: Sie laden auf unterschiedliche Art und Weise dazu ein, unser Bewusstsein zu erweitern! Moderne Therapie darf das Potenzial bereithalten, einen im Hier und Jetzt verkörperten spirituellen Prozess radikaler Heilung und Transformation zugänglich zu machen. Mit dem Ziel, ein vorwärts gelebtes Leben, mit möglichst wenig Vermeidungsverhalten zu ermöglichen – dafür umso mehr unseren Sinnen und Sehnsüchten gerecht werdend!